Omega 3Omega-3-Fettsäuren gegen Herzinfarkt und Schlaganfall?

Düsseldorfer Forschende haben einen Wirkmechanismus von Omega 3 entdeckt. Im Gespräch erklären Sie, warum der Organismus auf Omega-3 angewiesen ist. 

Porträtfoto: Dr. Philipp Mourikis und Prof. Amin Polzin
Uniklinik Düsseldorf

Dr. Philipp Mourikis (links) und Prof. Dr. Amin Polzin.

Ein Forschungsteam der Uni Düsseldorf hat eine bislang unbekannte Wirkweise von Omega-3-Fettsäuren entdeckt. Im Gespräch erklären Dr. Philipp Mourikis und Prof. Amin Polzin, warum der menschliche Organismus überhaupt auf Omega-3-Fettsäuren angewiesen sind sowie welcher Nutzen, aber auch welche Risiken bestehen.

In einer kürzlich veröffentlichten Studie haben Sie den Einfluss von ungesättigten Omega-3-Fettsäuren auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht. Was konnten Sie herausfinden?

Dr. Mourikis: Wir konnten feststellen, dass eine bestimmte Omega-3-Fettsäure, die Eicosapentaensäure (EPA), bei einer recht hohen Dosierung die Aktivierung von Blutplättchen hemmt. Diese neigen dann weniger dazu, sich aneinander zu heften und Blutgerinnsel zu bilden, die im schlimmsten Fall Gefäße verstopfen und damit zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall führen können.

Lässt sich daraus ableiten, dass man einfach viel Omega-3-Fettsäuren zu sich nehmen muss – und schon läuft man weniger Gefahr, einen Herzinfarkt zu erleiden?

Prof. Polzin: Nein. Die Ableitung kann nicht sein: "Viel hilft viel." Unsere Aussage bezieht sich lediglich auf EPA und damit auf eine ganz bestimmte Omega-3-Fettsäure. Das lässt keine Rückschlüsse auf die anderen Omega-3-Fettsäuren zu – und schon gar nicht auf etwaige Wechselwirkungen zwischen ihnen. Auch können wir nicht exakt sagen, wie hoch die Dosis an EPA genau sein muss, damit sich ein geringeres Herzinfarktrisiko ergibt. Das müssen weitere Studien zeigen.

Also macht es keinen Sinn, sich Omega-3-Fettsäuren als Nahrungsergänzungsmittel zu besorgen und diese in hoher Dosierung zu sich zu nehmen?

Dr. Mourikis: Das kann sogar manchmal gefährlich sein. Bei Menschen mit einer bereits diagnostizierten Herzerkrankung, kann eine Überdosierung von Omega-3-Fettsäuren zum Beispiel zu einem Vorhofflimmern des Herzens führen. Im Grunde genommen gibt es derzeit nur wenige gesicherten Erkenntnisse darüber, welche Omega-3-Fettsäuren sich in welcher Menge positiv auf bestimmte Körperfunktionen auswirken. 

Sind Omega-3-Fettsäuren also eher kritisch zu sehen?

Prof. Polzin: Auf die Menge kommt es an. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass sich Omega-3-Fettsäuren blutdrucksenkend auswirken. Ein weiterer positiver Aspekt, der im Rahmen von Studien nachgewiesen werden konnte, ist, dass Omega-3-Fettsäuren entzündungshemmend wirken. 

Was sind ungesättigte Omega-3-Fettsäuren überhaupt? Und wieso ist der Mensch darauf angewiesen?

Dr. Mourikis: Omega-3-Fettsäuren sind Voraussetzung für einen funktionierenden Zellstoffwechsel. Sie haben auch eine große Bedeutung, wenn es um die Entwicklung und die Funktion des Gehirns geht. Nur: Der menschliche Körper kann sie nicht in ausreichender Menge selbst herstellen. Deshalb sind wir darauf angewiesen, Omega-3-Fettsäuren über die Nahrung aufzunehmen.

Welche Nahrungsmittel drängen sich hier auf?

Prof. Polzin: Meeresfische mit einem hohen Fettanteil wie Lachs, Hering, Makrele oder Sardinen liefern viel Omega-3-Fettsäuren. Wer keinen Fisch mag, kann auf pflanzliche Quellen wie Leinsamen oder Walnüsse zurückgreifen. Auch Raps- und Hanföl enthalten einen hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren. Dabei ist jedoch zu beachten, dass z.B. EPA in Meeresfischen in deutlich höherer Konzentration vorkommt als in pflanzlichen Quellen. 

Gibt es wissenschaftliche Erkenntnisse darüber, dass Omega-3-Fettsäuren tatsächlich einen großen Nutzen haben?

Dr. Mourikis: Einige positive Wirkungen, die bewiesen sind, habe ich ja schon genannt. Darüber hinaus gibt es belastbare Indizien: Feststellbar ist zum Beispiel, dass Menschen in Regionen, in denen viel Fisch gegessen wird, länger leben. Hier wirken sicher ganz verschiedene Kräfte – aber ein Aspekt ist mit Sicherheit eine gute Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren.

Das Gespräch führte Jörn Grabert.

Quelle: Universitätsklinikum Düsseldorf

Hintergrund: Eicosapentaensäure und kardivaskuläres Risiko

Die Düsseldorfer Kardiologen haben sich in ihrem Forschungsprojekt mit folgender Frage beschäftigt: Wie könnten mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäuren die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beeinflussen oder gar verhindern? Sie konzentrierten sich bei ihren Untersuchungen auf eine bestimmte Omega-3-Fettsäure, die Eicosapentaensäure (EPA).

Das Ergebnis: Bei hoher Dosierung hemmt EPA die Aktivierung von Blutplättchen. Das führt zu einem geringeren Risiko, dass sich Blutgerinnsel bilden und zieht somit ein geringeres Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko nach sich.

Mehr Informationen zum Forschungsprojekt finden sich hier:

https://www.medizin.hhu.de/news-detailinformation/einfluss-von-omega-3-fettsaeuren-auf-kardio-vaskulaere-erkrankungen