Flatulenz4-Winde-Tee gegen Blähungen – eine Anleitung

Wenn Dich Blähungen plagen, bist Du hier richtig! Ein bewährter Tee aus Kümmel, Fenchel, Anis und Koriander könnte Dir helfen.

Inhalt
Kümmel, Anis, Fenchel, Kardamom auf Holzlöffeln
Ruby Nagel

Kardamom, Kümmel, Fenchel, Anis - die 4-Winde-Teemischung ist einfach zuzubereiten.

Laut wissenschaftlichen Erkenntnissen ist es normal, täglich etwa 10 bis 20 Winde abzugeben. Eine gewisse Menge an Gasen entsteht auf ganz natürliche Weise während der Verdauungsprozesse im Darm, wenn die Darmbakterien die Nahrungsbestandteile zersetzen. Der Großteil davon wird über die Darmschleimhaut ins Blut aufgenommen und über die Lunge abgeatmet. Der Rest entweicht als Flatulenz.

Blähungen können jedoch auch in unangenehmem Maße auftreten und gehören dann zu den häufigsten Verdauungsbeschwerden. Es gibt verschiedene Ursachen, die dafür verantwortlich sind, dass verstärkt Gase gebildet werden. Der Klassiker ist der Verzehr bestimmter Lebensmittel wie Kohl, Hülsenfrüchte, zuckerhaltige Speisen oder kohlensäurehaltige Getränke. Häufig sind es aber auch Lifestyle-Faktoren, die für mehr Gase sorgen und den Verdauungsprozess negativ beeinflussen können wie hastiges Essen, unzureichendes Kauen, Stress, Bewegungsmangel und unregelmäßige Mahlzeiten.

Erst wenn Blähungen besonders häufig oder unangenehm werden und Beschwerden wie schmerzhafte Krämpfe, schlechte Gerüche oder Völlegefühl hinzukommen, empfinden Betroffene sie als störend. Obwohl Blähungen meist harmlos sind (Wann zum Therapeuten?), können sie die Lebensqualität also dennoch beeinträchtigen. Natürliche Heilmittel wie der altbewährte 4-Winde-Tee können schnelle Linderung schaffen.

Was ist ein 4-Winde-Tee?

Der 4-Winde-Tee ist ein bewährtes Hausmittel, das speziell zur Linderung von Verdauungsbeschwerden wie Blähungen und Völlegefühl zum Einsatz kommen kann. Diese Teemischung gibt es in verschiedenen Ausführungen und kombiniert die Heilkräfte von 4 ausgewählten Pflanzen. Meine liebste (und sehr gängige) Kombination besteht aus Fenchel, Anis, Kümmel und Koriander. Manchmal wirst Du in fertigen Mischungen aber auch Pfefferminze und Kamille finden. Jede dieser Pflanzen hat besondere Eigenschaften, welche die Verdauung unterstützen, entblähen und krampflösend wirken können.

Man könnte die Heilpflanzen auch einzeln als Tee trinken, aber besonders die Kombination sorgt dafür, dass der 4-Winde-Tee so gut gegen Blähungen wirken kann. Er ist leicht zuzubereiten, einfach selbst herzustellen, schmeckt lecker und ist sehr gut verträglich. Für mich ist diese Teemischung ein schönes Hausmittel, welches das Verdauungssystem ins Gleichgewicht bringen kann.

Ein Zoom auf die Heilpflanzen

In diesem Artikel möchte ich auf meine Lieblingskombination des 4-Winde-Tees näher eingehen und die Heilpflanzen etwas genauer unter die Lupe nehmen.

Im nächsten Absatz erfährst Du dann, wie Du die Mischung nachmachen kannst und anwendest.

Aber zuerst zu den Heilpflanzen.

Fenchelfrüchte (Foeniculi dulcis fructus)

Fenchelfrüchte enthalten eine hohe Menge ätherisches Öl sowie Flavonoide. Vielleicht kennst Du Fenchel als schleimlösendes Hustenmittel, aber er hat auch viele gute Eigenschaften, die die Verdauung fördern. Die Wirkung für den 4-Winde-Tee schreibt man dem enthaltenen ätherischen Öl zu.

Für unsere Teemischung ist die krampflösende und blähungswidrige Wirkung am interessantesten. Fenchelfrüchte können auch die Magensaftproduktion und den Transport des Nahrungsbreis im Magen-Darm-Trakt verbessern. Beides kann dazu führen, dass weniger Gase gebildet werden und demnach Blähungen vorbeugen. Die Wirkung auf den Verdauungstrakt ist nicht nur in der Volksheilkunde bekannt, sondern wurde auch von wissenschaftlichen Gremien wie der ESCOP und dem HMPC bestätigt.

Wichtiger Hinweis!

Fenchel enthält Estragol, das in sehr hohen Dosen bei Tierversuchen eine hepatokanzerogene Wirkung zeigte. Welche genauen Konsequenzen das für uns Menschen hat, ist bisher noch nicht geklärt.

Da der Estragolgehalt in Tees allerdings sehr starken Schwankungen unterliegt, wird empfohlen, die Gabe auf ein kurzes Zeitintervall zu beschränken.

Obwohl Fenchel traditionell ein Kinderheilmittel ist, wird derzeit seitens der EMA (Europäische Arzneimittel-Agentur) die Anwendung für Kinder unter 4 Jahren nicht und für Kinder unter 11 Jahren nur sehr zurückhaltend empfohlen.

Kümmelfrüchte (Carvi fructus)

Kümmel kennst Du sicherlich als Gewürz in der Küche. Die Wirkung ähnelt der des Fenchels sehr. Er kann meiner Erfahrung nach noch ein bisschen besser bei der Verdauung von fetten Speisen unterstützen, weil er den Gallenfluss anregen kann.

Seine Hauptinhaltsstoffe sind ätherisches Öl und Flavonoidglykoside. Auch der Kümmel kann entblähend und krampflösend wirken, was ideal in unsere Teemischung passt. Er kann die Magensaftproduktion verbessern, sodass die Nahrungsmittel im Magen besser aufgespalten werden können. Genau wie der Fenchel kann also auch der Kümmel der Entstehung von Gasen entgegenwirken.

Kocht man mit entblähenden Gewürzen, können Kohl und Co. verdaulicher gemacht werden.

Zusätzlich kann Kümmel die Durchblutung der Magen- und Darmschleimhaut verbessern, was ebenfalls den Verdauungsprozess unterstützen kann. Zum Beispiel können Gase dadurch besser ins Blut übergehen und von der Lunge abgeatmet werden.

In der Volksheilkunde wird Kümmel seit langem bei Magen-Darm-Beschwerden mit Blähungen und Völlegefühl eingesetzt, aber auch die moderne Medizin und wissenschaftliche Gremien wie die Kommission E, das HMPC und die ESCOP empfehlen die Anwendung von Kümmel für solcherlei Beschwerden.

Anisfrüchte (Anisi fructus)

Ein dritter Doldenblütler in unserem Gespann: Anisfrüchte. Sein Volksname „süßer Kümmel“ verrät bereits, wem er ähnelt. Zwar weniger im Geschmack, dafür aber in der Wirkung.

Anis kennst Du vielleicht aus fertigen Hustenpräparaten aus der Apotheke. Aber auch er kann die Verdauung unterstützen und gibt der Teemischung ein liebliches, süßliches Aroma. Die Hauptwirkstoffe sind wieder das ätherische Öl und die Flavonoidglykoside. Bei dyspeptischen Beschwerden wird er in der evidenzbasierten Medizin für seine krampflösende, entblähende und verdauungssaftfördernde Wirkung geschätzt. So erhielt Anis eine Positivmonografie von der Kommission E, dem HMPC und der ESCOP.

Korianderfrüchte (Coriandri fructus)

Die vierte Heilpflanze im Bunde sind die Korianderfrüchte. Vielleicht merkst Du es schon: Im Grunde ist es eine heilsame Gewürzmischung, die als Tee zubereitet wird. Auch hier finden wir als Hauptinhaltsstoffe vor allem wieder ätherisches Öl und Flavonoide. Korianderfrüchte können – wie die drei anderen Heilpflanzen – der Gasbildung vorbeugen, indem sie die Produktion der Verdauungssäfte fördern können. Sie können aber auch direkt entblähend und krampflösend wirken, was von der Kommission E bestätigt wird.

4-Winde-Teemischung zum Nachmachen

4-Winde-Teemischungen kannst Du auch fertig in der Apotheke kaufen. Achte dabei auf Bioqualität und bevorzuge loses Material statt Teebeutel. In losem Material haben die Heilpflanzen eine stärkere Wirkung. Die Mischung selbst anzusetzen, hat allerdings den großen Vorteil, dass du ihn geschmacklich an deine Vorlieben anpassen kannst!

Zutaten:

  • 1 Teil Fenchelfrüchte (Foeniculi dulcis fructus)
  • 1 Teil Kümmelfrüchte (Carvi fructus)
  • 1 Teil Anisfrüchte (Anisi fructus)
  • 1 Teil Korianderfrüchte (Coriandri fructus)

Ich verwende alle Zutaten zu gleichen Teilen, aber ich möchte Dich einladen, Deine eigene Lieblingsmischung zu erstellen und ein bisschen mit den Aromen zu experimentieren. Wie du weiter oben sicherlich erkannt hast, wirken die Heilpflanzen sehr ähnlich. Du kannst also ihre Mengen variieren, ohne dabei an Wirkung einzubüßen.

Zubereitung:

Für eine Tasse Tee nimmst Du 1–2 TL der Mischung und stößt sie leicht im Mörser an. Übergieße sie anschließend mit 250 ml heißem, abgekochtem Wasser. Solltest du keinen Mörser haben, kannst du die Früchte auch direkt mit heißem Wasser übergießen. Das Anmörsern bewirkt, dass die Wirkstoffe besser und schneller in das Wasser übertreten können. Benutze kein Tee-Ei, sondern lass die Pflanzen im Wasser schwimmen. Dadurch können sich die Wirkstoffe besser und schneller im Wasser lösen. Decke das Ganze nun ab und lass es 10–15 min durchziehen. Wenn du möchtest, kannst du das Pflanzenmaterial anschließend abfiltern – ich lasse es jedoch meistens in der Kanne.

Für eine optimale Wirkung empfehle ich 2–3 Tassen über den Tag verteilt zu trinken. Idealerweise eine halbe Stunde vor dem Essen, um die Verdauung noch besser zu unterstützen. Die Tagesration kann durchaus schon am Morgen zubereitet und in einer Thermoskanne aufbewahrt werden.

Hinweise auf mögliche Nebenwirkungen

Nebenwirkungen sind nicht bekannt, aber natürlich sollte der Tee bei einer bekannten Allergie auf Doldenblütler nicht eingenommen werden, da alle Bestandteile dieser Familie angehören. Zu beachten ist auch der wichtige Hinweis zu den Fenchelfrüchten.

Weitere Tipps zur Linderung von Blähungen

Neben dem 4-Winde-Tee empfehle ich zusätzlich auch weitere einfache Maßnahmen, um Blähungen zu reduzieren:

  1. Ernährung anpassen: Koche vermehrt mit entblähenden Gewürzen, um blähende Lebensmittel wie Kohl, Zwiebeln oder Hülsenfrüchte verträglicher zu machen. Meide kohlensäurehaltige Getränke und zuckerreiche Nahrungsmittel. Iss nicht zu spät am Abend. Führe gegebenenfalls ein Tagebuch über das, was du isst und wann deine Blähungen auftreten. Auch der Geruch der Blähungen kann Aufschluss darüber geben, welche Lebensmittel du gerade schlecht verdaust. Gase, die zum Beispiel nach faulen Eiern riechen, können auf eine Überlastung oder Störung in der Verdauung von Eiweißen hinweisen.
  2. Gut gekaut ist halb verdaut: Die Aufspaltung der Nahrung beginnt bereits im Mund. Richtig zu kauen ist deshalb eine ganz einfache Maßnahme, die Blähungen reduzieren kann. Auch langsamer zu essen und sich bei den Mahlzeiten mehr Zeit zu nehmen, kann Blähungen vorbeugen.
  3. Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität hilft, die Verdauung und die Darmperistaltik zu fördern und somit die Gasbildung zu reduzieren.
  4. Stressmanagement: Stress kann Verdauungsprobleme wie Blähungen verschärfen, denn wenn der Körper unter Alarmbereitschaft steht und angespannt ist, steckt er kaum Energie und Aufmerksamkeit in die Verdauung. Wenn Stress ein Thema für dich ist, könnte hier also die Ursache in deinen Blähungen liegen.

Wann zum Therapeuten?

Obwohl Blähungen häufig harmlos sind und oft mit Hausmitteln wie dem 4-Winde-Tee gelindert werden können, gibt es auch Situationen, in denen ein Arzt oder Heilpraktiker aufgesucht werden sollte. Es könnten sich Erkrankungen wie Hefepilzbesiedlungen, Dünn- oder Dickdarmfehlbesiedlungen, chronisch entzündliche Darmerkrankungen oder Unverträglichkeiten dahinter verstecken, die behandelt werden müssen. Halten die Blähungen also trotz 4-Winde-Tee dauerhaft an, kommen sie immer wieder, gehen sie mit starken Schmerzen einher oder stehen sie in Zusammenhang mit chronischer Verstopfung oder Durchfall, muss ein Experte konsultiert werden.

Fazit

Der 4-Winde-Tee mit Fenchel, Kümmel, Anis und Koriander ist ein einfaches und bewährtes Hausmittel, das die Verdauung unterstützen und schnell Linderung verschaffen kann. Mit der richtigen Anwendung und einer gesunden Lebensweise kannst Du Deinem Verdauungssystem helfen, wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Probiere es aus!

Aber denke daran, dass der Tee kein Wundermittel ist, sondern eine sanfte Unterstützung für den Körper. Bei anhaltenden oder schwerwiegenden Beschwerden solltest du immer zusätzlich einen Arzt oder Heilpraktiker aufsuchen.

Wichtiger Hinweis!

Wie jede Wissenschaft ist die Heilpflanzenkunde ständigen Entwicklungen unterworfen. Soweit in diesem Beitrag medizinische Sachverhalte, Anwendungen und Rezepturen beschrieben werden, handelt es sich naturgemäß um allgemeine Darstellungen, die eine individuelle Beratung, Diagnose und Behandlung durch eine Ärztin, einen Arzt oder eine/einen Apothekerin nicht ersetzen können. Jede/Jeder Nutzende ist für die etwaige Anwendung und vorherige sorgfältige Prüfung von Dosierungen, Applikationen oder sonstigen Angaben selbst verantwortlich. Autoren und Autorinnen und Verlag haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass diese Angaben bei ihrer Veröffentlichung dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung für Schäden oder andere Nachteile ist jedoch ausgeschlossen.

Für die meisten Heilpflanzen fehlen Studien zu Unbedenklichkeit bei der Anwendung in der Schwangerschaft und während der Stillzeit, sowie bei Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Alle beschriebenen Anwendungen sollten daher, sofern nicht ausdrücklich im Beitrag anders beschrieben, bei diesen Personen und in diesen Lebensphasen nicht ohne ärztliche Zustimmung angewendet werden.

Heilpraktikerin mit dem Schwerpunkt Pflanzenheilkunde

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