Derzeit kommt kaum jemand drum herum - dem Hype um Dubai-Schokolade. In den sozialen Medien wird sie gefeiert und in höchsten Tönen gelobt. Doch es gibt auch Kritik. Und zwar seitens der Verbraucherschützer. Was ist also das Besondere an der schokoladigen Verführung?
Schokolade mit spezieller Füllung
Influencer auf TikTok & Co und Fans der Kreation schwärmen von dem knusprigen, besonderen Geschmackserlebnis aus dem luxuriösen Dubai. Im Großen und Ganzen handelt es sich bei der Dubai-Schokolade jedoch lediglich um eine Schokolade mit einer speziellen Füllung. Diese Füllung setzt sich vorwiegend aus Pistaziencreme und gerösteten, zerkleinerten Teigfäden (Kadayif) zusammen. Die Zutatenliste ist also relativ überschaubar. Neben der Pistaziencreme und den dünnen Teigfäden ist häufig noch Sesam-Mus (Tahini) sowie Vollmilchschokolade enthalten.
Die Kombination des Fadenteigs und der Pistazien-Creme verleiht der Schokolade beim Aufbrechen ihr besonderes Aussehen. Das wird auch in den entsprechenden Medien regelrecht zelebriert.
Die Erfindung der Dubai-Schokolade wird Sarah Hamouda zugeschrieben, sie ist die Inhaberin des Unternehmens "Fix Dessert Chocolatier" in Dubai. Eine Besonderheit dieser Schokoladentafeln ist die bunte Verzierung. An das Original kommt man jedoch nicht so ohne Weiteres heran. Und diese erschaffene Exklusivität macht neugierig. Der Instagram Account verrät, dass die Schokolade nur in Dubai und Abu Dhabi zu erwerben ist. Ein Post warnt eindringlich vor Betrügern. Inzwischen sind weitere Unternehmen auf den Trend aufgesprungen und vermarkten hierzulande Alternativen z.B. in Supermärkten.
Der Markt mit der exotischen Schokolade boomt und ist im Grunde ein ausgeklügelter Marketingtrick.
Kritik seitens der Verbraucherschützer
Die geschickt vermarktete Schokolade hat ihren Preis – um die 15 Euro kostet das begehrte Stück. Und an diesen Kosten setzt die Kritik der Verbraucherschützer an. Die Pistaziencreme ist die Zutat, die bei der Herstellung am meisten kostet. Darum ist es wichtig genau hinzusehen, wie viel davon tatsächlich in der Tafel steckt. Die Hersteller nutzen den Hype, um die eigene Schokolade teuer zu vermarkten. Doch warum teuer kaufen, wenn man das kulinarische Erlebnis auch relativ einfach zuhause selbst herstellen kann?
DYI - Dubai-Schokolade selber machen
Genau das hat zu einem weiteren Trend geführt. Inzwischen kursieren unzählige Rezepte im Internet und Youtuber erklären Schritt für Schritt, wie man die Schokolade selbst kreiert.
Wer also nicht warten möchte und günstiger in den Genuss kommen möchte, findet hier passende Alternativen. Um dem Original-Geschmack möglichst nahe zu kommen, empfiehlt sich Edelvollmischschokolade zu verwenden. Für die Füllung benötigt man noch zerkleinertes Engelshaar (Kadayif-Fäden z.B. aus türkischen Lebensmittelläden) das mit Butter oder Öl in einer Pfanne geröstet wird. Hinzu kommen noch die typische Pistazien-Creme und Tahini.
Eine Anleitung finden Sie u.a. hier.
Kritik Nachhaltigkeit
Bei den ganzen Trends stellt sich die Frage, was der steigende Pistazien-Konsum für die Umwelt bedeutet. Pistazien sind ein klassisches Importgut z.B. aus dem Iran, Kalifornien, Spanien oder der Türkei. Und schon länger stehen Pistazien für die Kreation von kulinarischen Köstlichkeiten im Fokus – etwa bei den hippen Pistazien-Croissants (New York Rolls), als proteinreicher Snack, als Tiramisu oder auch als schmackhafte Creme.
Die Nachfrage weltweit ist groß und steigend. Dies wiederum verlangt nach mehr Anbauflächen. Amerika und Iran gelten derzeit als die größten Exporteure. Pistazienbäume sind zwar anpassungsfähig und trockenresistent, allerdings benötigen die Plantagen viel Wasser. Die Bewässerungsmenge an den Anbauorten übertrifft sogar die der wasserintensiven Kulturen von Avocados und Mandeln. Im Iran wird hierfür auch das Grundwasser abgepumpt, was zu regelrechten Wasserkrisen führt. Und es sieht so aus, als ob sich auch zukünftig an der Wasserknappheit in diesen Regionen wenig ändern wird.
Hinzu kommt noch der Anbau als Monokulturen und der damit verbundene Einsatz von chemischen Düngemitteln und Pestiziden sowie die langen Transportwege des begehrten grünen Schatzes. Dadurch bekommt die leckere Pistaziencreme der überteuerten Dubai-Schokolade einen weiteren, wahrlich bitteren Beigeschmack.
Ist die Dubai-Variante gesünder als normale Schokolade?
Das lässt pauschal nicht beantworten, es kommt auf das Rezept bzw. die Inhaltsstoffe an. Greift man z.B. zu einer Schokolade mit hohem Kakaoanteil, reduziert sich der Zuckergehalt entsprechend. Pistaziencreme kann generell gesunde Fette und Proteine enthalten, wobei die Dubai-Schokolade häufig nicht mehr als 10 Prozent davon enthält. Die in Fett gebratenen Teigfäden sind eher ungesund.
Die Zufuhr an Kalorien, Zucker und Fetten unterscheidet also auch bei dieser Schokoladenvariante nicht groß von anderen.
Dunkle Schokolade mit einem Kakaoanteil von über 85 % gilt hingegen als gesünder – in Studien zeigt der regelmäßige Verzehr u.a. positive Effekte auf den Cholesterinspiegel. Hier fehlen allerdings die aufregende Vermarktung und die geschmackliche Variation. Kleine tägliche Mengen von dunkler Schokolade können also ein Bestandteil von gesunder Ernährung sein, Schokolade an sich gilt generell jedoch nicht als gesundes Lebensmittel.
- ARD Marktcheck DIY. https://www.youtube.com/watch?v=Xkp3ki5CF3A
- Buijsse B et al. Chocolate consumption in relation to blood pressure and risk of cardiovascular disease in German adults. Eur Heart J 2010; 31(13):1616-23
- Dr. Oetker DIY. https://www.youtube.com/watch?v=jwe8vNEgge0
- GFZ Helmholtz Zentrum Potsdam. https://www.gfz-potsdam.de/presse/meldungen/detailansicht/grundwasserkrise-und-bodenabsenkung-in-iran-spitzt-sich-zu
- Instagram. @FixDessertChocolatier
- Samanta S et al. Dark chocolate: An overview of its biological activity, processing, and fortification approaches. Curr Res Food Sci 2022; 5:1916-1943
- Taubert D et al. Effects of low habitual cocoa intake on blood pressure and bioactive nitric oxide: a randomized controlled trial. JAMA 2007; 298(1):49-60.
- Verbraucherzentrale Bayern. https://www.verbraucherzentrale-bayern.de/wissen/haetten-sies-gewusst/was-ist-dubaischokolade-100642
Autorin
Johanna Zielinski ist Diplom-Ökotrophologin (Ernährungswissenschaften) und absolviert derzeit eine Weiterbildung im Bereich Psychologie. Journalistische Stationen erfolgten beim WDR sowie einem privaten Radiosender. Sie ist als Ernährungsberaterin sowie als freie Autorin und Sprecherin tätig.