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Fasten kann ganz einfach sein!
Heilfasten – was bedeutet das überhaupt?
Heilfasten ist ganz allgemein gesprochen der zeitlich begrenzte bewusste Verzicht auf feste Nahrung und Genussmittel. D ieser Aspekt ist allen Fastenvarianten gemein, unabhängig davon, welche Motivation und welche Ziele ansonsten noch dahinterstecken. Es gibt zahlreiche Fastenmethoden (z. B. Intervallfasten, Basenfasten, Scheinfasten), die alle verschiedene Vor- und Nachteile haben.
Sehr beliebt ist ein einwöchiges Fastenmodell, das sich am Buchinger-Fasten orientiert. Dieses geht zurück auf den deutschen Arzt Otto Buchinger (1878–1966), der sich intensiv mit dem Thema Fasten beschäftigt und eine Heilfastenklinik eingerichtet hatte.
Der einwöchigen Fastenwoche kann, etwas abweichend und länger als bei Buchinger, eine zweiwöchige Entlastungsphase voran, damit die Umstellung leichter gelingt. Besonderes Augenmerk liegt auf der Gestaltung der drei Aufbautage nach dem Fasten, die den Übergang in ein »normales« Leben erleichtern. Tipps für die gesunde Ernährung in der »Zeit danach« erleichtern den Übergang und machen die Fastenerfahrung zu einem positiven Erlebnis.
Frühstück als natürliches Fastenbrechen
Interessanterweise bezeichnen die Engländer das Frühstück als »breakfast« (= Fastenbrechen) – das nächtliche Fasten gehört so wie das Essen am Tage seit jeher ganz selbstverständlich zum Lebensrhythmus des Menschen. Wenn man nicht gerade Schichtarbeit leistet, schaltet der Körper nachts auf Regeneration. Innehalten, Erholung,"»Aufräumen" und Reparaturprozesse stehen auf dem Programm. Im Schlaf verbrennt der Körper Fett, repariert Zellen, »Reinigungsprozesse« im Stoffwechsel laufenab, das Hormonsystem kann störungsfrei arbeiten. Die Energie für diese Prozesse holt sich der Körper aus seinen Depots.
Zum Glück leben wir nicht »von der Hand in den Mund« und verfügen über körpereigene Reserven. Die meisten Menschen mit typisch westlichem Lebensstil haben sogar reichlich davon … Energie aus den körpereigenen Speichern ist oft viel effizienter abrufbar als aus der direkt aufgenommenen Nahrung, denn die muss der Körper meist erst mit hohem Energieaufwand verstoffwechseln.
Was Fasten NICHT ist
Viele Menschen haben eine sehr negativ besetzte Vorstellung vom Fasten. Sie sind ziemlich skeptisch, haben Alarmierendes gehört oder sogar Angst davor, eine Fastenkur anzugehen. Das muss aber nicht sein.
Fasten ist NICHT ...
- … Zwang.
- … zwangsläufig mit religiösen Motiven verbunden.
- … weniger essen.
- … Entbehrung und Mangel.
- … hungern.
- … zwangsläufig mit schlechter Laune, Kopfweh, Schwindel, Kreislaufproblemen, Leistungseinbrüchen oder anderen Krisen verbunden.
- … in erster Linie auf Gewichtsabnahme ausgerichtet.
- ... anstrengend.
- … gefährlich – wenn man es gut informiert durchführt.
- … eine Crash-Diät.
Fasten ist stattdessen ...
- … ein bewusster Verzicht auf feste Nahrung.
- … natürlicher Bestandteil des menschlichen Lebens.
- … Ernährung von innen.
- … Urlaub für den Magen und den Darm.
- … auf Abgeben, Loslassen und Reinigen ausgerichtet.
- … auch mit seelischer Reinigung verbunden.
- … ein Vorgang, der sich auf alle Körperzellen und -vorgänge sowie die Seele auswirkt.
- … eine Methode, die hervorragend dazu geeignet ist, zu »entschlacken«, Ballast abzuwerfen, indem Giftstoffe und belastende Stoffe aus dem Körper ausgeleitet werden.
- … eine Gelegenheit, Verhaltensweisen zu verändern, indem es wie eine Zäsur wirkt.
- … eine Gelegenheit, in eine gesündere Ernährungsweise zu starten.
Warum sollte ich fasten? Vorteile des Fastens im Überblick
Gründe, eine Fastenwoche regelmäßig in dein Leben einzubauen, gibt es viele. Neben religiösen und ethnokulturellen Motiven gibt es eine Vielzahl gesundheitlicher Gründe für das Fasten, deren gemeinsamer Nenner Gesundwerdung durch Regeneration und Ausleitung sind. Ein fastender Organismus spart rund 30 % seiner Energie ein, die ansonsten für Verdauungsvorgänge benötigt werden. Diese frei werdenden Energieressourcen stehen z. B. für Heilungsprozesse zur Verfügung.
Fast jeder kennt die natürliche Abneigung gegen das Essen im Krankheitsfall. Dein Körper lehnt Nahrung ab und verordnet sich selbst eine Fastenperiode, um Zeit und Kraft für sich selbst bzw. für die Gesundung zu gewinnen. Hippokrates empfahl ein vorbeugendes Fasten zweimal im Jahr, Otto Buchinger, der Begründer des modernen Heilfastens, bezeichnete das Fasten als »königliche Therapie«, und auch die Bezeichnung »Chirurgie ohne Messer« ist im Umlauf, da das Fasten gerade im therapeutischen Bereich bei Polypathien (Krankheiten, die sich in verschiedenartigen Symptomatiken äußern) auf einen Schlag diverse Symptome bessern kann.
Positive Effekte des Fastens sind schon seit vielen Jahrzehnten überliefert. Vorrangig untersucht ist die Methode des Buchinger- Fastens, die dem hier beschriebenen Fastenmodell sehr nahesteht. Die wichtigsten therapeutischen bzw. gesundheitsfördernden Vorteile, die auch in klinischen Studien belegt werden konnten, sind:
- Mobilisation abgelagerter Stoffwechselendprodukte
- Ausscheidung von sauren Stoffwechselprodukten (Entsäuerung)
- Absonderung von Gallengrieß, -steinen und -schleim
- Auflösung von Muskelverhärtungen (Gelosen)
- Aktivierung der Selbstheilungskräfte
- Stärkung des Immunsystems
- Beschwerdebesserung bei rheumatoider Arthritis, u. a. durch Senkung von Arachidonsäurespiegeln und Prostaglandinen
- Beschwerdebesserung bei Arthrose
- Senkung von Bluthochdruck
- Verbesserung einer Fettleber
- Verbesserung von Adipositas
- Beschwerdebesserung bei chronischen Schmerzsyndromen (z. B. Fibromyalgie, Migräne), v. a. durch Reduktion bestimmter Stresshormone
- Beschwerdebesserung bei entzündlichen Erkrankungen
- Senkung der Blutfettwerte
- Senkung des Blutzuckers, Minderung von Insulinresistenz, Vermehrung von Insulinrezeptoren und Verbesserung des metabolischen Syndroms
- Stabilisierung des Blutdrucks und von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Besserung des Hautbildes bei Hauterkrankungen
- Beschwerdebesserung bei Erkrankungen des Verdauungstraktes
- Beschwerdebesserung bei Asthma und Allergien
- Reduzierung von Depressionen und Angst
- Stimmungsaufhellung, Schlafmodulation, Stressreduktion durch Reduktion von Stresshormonen und vegetative Umstimmung
- Verbesserung degenerativer und altersassoziierter zellulärer Prozesse, verbesserte zelluläre Stressresistenz, »Anti- Aging-Effekte«
- Einübung neuer (gesünderer) Ernährungs- und Lebensgewohnheiten
- Senkung von Langzeitmedikationen
Was passiert beim Fasten im Körper?
Der Mensch verfügt über zwei unterschiedliche Energieprogramme, die beide dasselbe Ziel verfolgen: Zufrieden, gesund und leistungsfähig zu sein und keinen Hunger zu haben, wie die Grafik »Energieprogramme des Körpers« (s.u.) verdeutlicht. Im »normalen Leben« sollten Sie sich in Energieprogramm 1 befinden, während des Fastens in Energieprogramm 2. Fasten bewirkt abbauende (katabole) Stoffwechselvorgänge. Abbau und Ausscheidung werden forciert, der Umbau von Körpersubstanz wird verstärkt. Stellst du die Nahrungszufuhr von außen ein, kann dein Körper trotzdem gesund, glücklich und zufrieden sein, da er auf vorhandene Ressourcen zurückgreift. Im Energieprogramm 2 (Fasten) erfolgt die Energiegewinnung im Grunde durch drei verschiedene Mechanismen, die dein Körper nach und nach einsetzt, wenn von außen keine Energiezufuhr erfolgt.

Der Körper kann sich auf unterschiedliche Weise mit Energie versorgen.
Tag 1 des Fastens
Du stellst die Nahrungsaufnahme ein. Dein Körper will weiterhin kontinuierlich gut versorgt sein. Er muss auf innere Reserven umstellen. Die Umstellung beginnt mit der grünen Kurve, die für die Kohlenhydratspeicher steht. Diese Speicher reichen im »normalen Leben« für etwa einen Tag und können zur Energiegewinnung herangezogen werden, wenn Zufuhr von Energie durch Nahrung nicht mehr stattfindet.
Am Anfang holt sich dein Körper die benötigte Energie nämlich hauptsächlich durch den Abbau von Kohlenhydraten aus den sogenannten Glykogenspeichern des Körpers. Glykogen ist die körpereigene Speicherform von Glucose (Zucker), die durch Kohlenhydrate geliefert wird. Leber und Muskulatur zählen zu den Haupt-Glykogenspeichern. Die Glykogenspeicher sind das am einfachsten anzuzapfende Energiedepot im Körper. Da dein Körper stets auf Effizienz bedacht ist, stellt er erst dann auf andere Quellen um, wenn der Energiebedarf anders nicht mehr zu decken ist.
Tag 2 und 3 des Fastens
Etwa ab dem zweiten Tag, mit zunehmender Entleerung der Kohlenhydratspeicher, treten deine körpereigenen Eiweiße (Proteine) kurzfristig als wichtige Brennstoffquelle in den Vordergrund. Dein Körper kompensiert das größer werdende Energiedefizit (die Kohlenhydratspeicher werden ja leerer und leerer) über die Verbrennung von Eiweißen.
Aus den Eiweißen kann dein Körper nämlich Glucose herstellen. Das passiert durch einen Vorgang, den man Gluconeogenese nennt. Er wird durch die blaue Kurve veranschaulicht. Dadurch können etwa 25 % deines Energiebedarfs trotz entleerter Glykogenspeicher und trotz fehlender Glucosezufuhr durch (selbst gebaute) Glucose gedeckt werden! Die restlichen ca. 75 % werden durch die bereits parallel angekurbelte Verbrennung von Fetten gedeckt.
Parallel zur Freisetzung von Eiweißen beginnt dein Körper nämlich etwa ab dem zweiten Fastentag damit, Fett zur Energiegewinnung heranzuziehen, weil er schon merkt, dass die Versorgungsstrategie über die Kohlenhydratreserven sowie die Heranziehung von Eiweißen kein Dauermodell sein kann. Aus Fetten kann nach bisherigem Wissensstand allerdings keine Glucose hergestellt werden. Vielmehr stehen die Fettsäuren deinem Körper in Form von sogenannten Ketonkörpern als Energiequelle zur Verfügung. Interessant ist, dass deine Körperzellen sich auf diese alternative Versorgung umstellen können.
Mittlerweile weiß man: Selbst dein Gehirn kann sich nach einiger Zeit auf Ketonkörper als Energielieferanten einstellen. Die zusätzlich benötigte Glucose wird in herkömmlichen Fastenmethoden entweder durch die Zufuhr geringer Mengen Kohlenhydrate bzw. durch den Umbau körpereigener Eiweiße geliefert. Übrigens: Die derzeit sowohl in Fachals auch Laienkreisen so gehypte ketogene Ernährung beruht genau auf diesem Prinzip: Bei dieser kohlenhydratarmen Ernährung soll das Gehirn Ketonkörper verbrennen, also Fett statt Glucose.
Tag 3 des Fastens
Die Fettverbrennung wird immer stärker angekurbelt, je stärker die Kohlenhydratreserven zur Neige gehen und je weniger gut die Zwischenlösung der Gluconeogenese diese Lücke füllt. Spannend: Je mehr Ketonkörper im Blut vorliegen, desto schneller werden sie zur Energiegewinnung herangezogen.
Ab dem dritten, spätestens vierten Fastentag erfolgt die Hauptenergiegewinnung dann aus der oxidativen Fettsäureverbrennung. Dann bist du in der Ketose. Der Körper hat sich also innerhalb kürzester Zeit auf eine »Hungersnot« einstellt und wie er durch eine blitzschnelle Umstellung von Stoffwechselvorgängen und Versorgungsstrategien sein Überleben und Wohlergehen sichert. Beeindruckend!
Das Verständnis der Umstellungsvorgänge im Körper Fastenden hilft enorm dabei, die Umstellung optimal zu durchlaufen und Körperreaktionen in den ersten Tagen der Fastenwoche besser einzuschätzen. Es ist wichtig diese Umstellungsprozesse nicht zu unterbrechen. Das geschieht zum Beispiel, wenn du doch nochmal eine Kleinigkeit isst oder übermäßig viel Gemüse- oder sogar Obstsäfte zuführst. Gerade in den ersten drei Tagen des Fastens kann dies verlockend erscheinen – denn innerhalb dieser drei Tage laufen viele Anpassungs- und Umstellungsvorgänge ab. Diese können natürlich durchaus mal zu kurzen Energielöchern oder kurzen Phasen von Hungergefühlen führen.
Hast du das Verständnis für die Abläufe im Körper im Hinterkopf, kannst du diese kurzen Phasen im Regelfall sehr gut überstehen, denn du weißt schließlich, welche Anstrengungen dein Körper gerade unternimmt und dass die Anpassungsphase sich innerhalb kürzester Zeit dem Ende nähert. Ab dem dritten, spätestens vierten Tag befindet sich der Körper im »Fasten-Modus«.
Fasten ohne Krise! „Ich und Fasten? Ein paar Tage gar nichts essen? Das könnte ich NIE!“ Kommt dir das bekannt vor? Hhier kommt der ganz andere Ratgeber, mit dem Heilfasten wirklich gelingt! Denn Zweifel hin oder her – wer möchte nicht die sensationellen gesundheitlichen Vorteile des Fastens nutzen?Fastenexpertin Dr. Gabriela Hoppe liefert ihnen den einfachen Masterplan für schonendes Heilfasten.
Autorin
Dr. Gabriela Hoppe ist Heilpraktikerin und seit vielen Jahren in eigener Naturheilpraxis tätig. Sie ist auf die Themen Ernährung, Reizdarm, Dünndarmfehlbesiedlungen und ganzheitliche Regulationsmedizin spezialisiert. Therapeutisches Fasten ist ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit, das sie durch ihre langjährige Erfahrung an die jeweiligen Bedürfnisse ihrer Klienten anpasst. Sie lebt mit Familie und Hund auf dem Land in der Nähe von Hannover. Weitere Informationen unter www.erfolgdurchernaehrung.de.